Bei dieser aufwendigen Arbeit handelt es sich um die künstlerische Ausgestaltung einer
Durchgangszone im Seezentrum Langlau / Fränkische Seenplatte. Die Aufgabenstellung
beinhaltete die thematische Einbeziehung des nahe gelegenen römischen Limes, sowie
akustische Untermalung und interaktive Lichtprojektionen. Darüber hinaus war eine
zentrale Sitzgelegenheit gewünscht, um Wartezeiten überbrücken zu können. An dem
kleinen Sitztempel können per QR-Code und Smartphone Hörstücke zum Thema antikes
Alltagsleben im römischen Imperium abgerufen werden. Zusätzlich ist hier eine interaktive
Trinkwasser-Brunnenanlage verbaut, die ebenfalls auf Besucher reagierten kann: Im
gleichen Baukörper befindet sich eine Akustikanlage, die den Raum mit naturnahen
Wassergeräuschen, ebenfalls in Abhängigkeit von Geräuschund Bewegung bespielen
kann. Andrea Legde hat sich römische Mosaiken zur Vorlage genommen, um daraus
quirlige Lichtprojektionenauf den Boden zu werfen. Meine Idee spricht den in uns tief
verinnerlichten westlichen Formenkanon der Antike an, doch bricht das ungewöhnliche
Material (mattierter Edelstahl) und die Fragmentierung der vermeintlichen „antiken
Fundstücke“ mit den gewohnten Sehgewohnheiten. Auch der Zentraltempel ist natürlich
eine reine zeitgenössische Erfindung, obwohl man durchaus bereit wäre, dies als
authentisches Bauddenkmal durchgehen zu lassen.
In Gesellschaften ohne kollektive Sinngebung bietet ein tiefverankerter Formenkanon
Wege zur individuellen Identitätsbestimmung an. Die hier angebotene spielerische
Beschäftigung einer unbewußt tiefvertrauten Kulturgesellschaft zieht durchaus Parallelen
zu unsrer eigenen krisengeschüttelten Gegenwart. Die spannende gesellschaftliche Frage
wird sein, ob es uns heute besser gelingt, daraus produktive Handlungsanweisungen
formulieren zu können, oder ob wir in den gleichen Fallen wie damals gefangen bleiben.
Juli 2022
“Römische Therme”
Aula Seezentrum Langlau